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Sind Weihnachtsartikel und -süßigkeiten in den Kaufhäusern meist schon Ende September zu finden, beginnt für Christen erst vier Wochen vor dem Weihnachtsfest der Advent. Er ist eine Zeit der Vorbereitung und des Wartens auf die Ankunft des Herrn, der als Mensch auf die Erde kommt. Ankunft: Damit ist auch das lateinische Wort "adventus" zu übersetzen. Früher startete diese Vorbereitungszeit bereits Mitte November; heute gibt es vier Adventssonntage mit unterschiedlichen Leitworten. An jedem der Sonntage zünden Christen eine weitere Kerze des Adventskranzes an.
Die eigentliche Länge des Advents variiert von Jahr zu Jahr: Zur Terminerrechnung muss der vierte Advent immer der Sonntag vor dem Weihnachtsfest am 25. Dezember sein. Der erste Advent ist damit auf das Wochenende nach dem 26. November terminiert. Maximal kann der Advent 28 Tage dauern, mindestens 22, denn manchmal fallen Heiligabend und der vierte Advent auf denselben Sonntag – wie in diesem Jahr. Im Kirchenjahr 2023/2024 bestimmt das Lesejahr B die Evangelien, weshalb die Texte an den ersten beiden Adventssonntagen vom Evangelisten Markus stammen, am dritten Advent von Johannes, am vierten Adventsdsonntag von Lukas.
Der erste Advent
Mit dem ersten Advent beginnt nicht nur die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, sondern auch das neue Kirchenjahr. Der Eingangsgesang, genannt Introitus, beruht auf Psalm 25. Er lautet "Ad te levavi animam meam" – "Zur dir erhebe ich meine Seele" und bringt das Vertrauen und die Treue zu Gott zum Ausdruck. Die Texte in der Liturgie widmen sich dem Kommen des Menschensohnes (Mk 13,24-37).
4. Dezember: Barbara
Am 4. Dezember erinnern sich Christen an die heilige Barbara, eine Märtyrerin, die im vierten Jahrhundert starb. Die Legende besagt, dass Barbaras Vater sie aus Eifersucht in einem Turm festhielt und so eine Heirat vermeiden wollte. Barbara ließ sich heimlich taufen und soll durch eine Bergspalte entkommen sein. Doch sie wurde auf der Flucht verraten und von ihrem eigenen Vater enthauptet. In Westfalen, Schwaben und Bayern pflegen die Menschen den Brauch, an Barbaras Gedenktag Zweige ins Haus zu stellen, deren Knospen an Weihnachten aufbrechen.
6. Dezember: Nikolaus
Nach Barbara folgt der Nikolaus-Tag am 6. Dezember. Christen gedenken des heiligen Bischofs von Myra, der im dritten und vierten Jahrhundert lebte. Eine der vielen Legenden besagt, dass er eines Nachts einer bettelarmen Familie drei Beutel voll Gold ins Haus warf. Darauf baut ein altes Brauchtum auf: Am Vorabend des 6. Dezember beschenkt der Nikolaus Kinder. Die Leckereien legt er in vor die Tür gestellte Stiefel. Als Bischof trägt der Nikolaus Stab und Mitra – nicht zu verwechseln mit dem Weihnachtsmann.
8. Dezember: "Mariä Empfängnis"
Anders als oft missverstanden geht es bei diesem Feiertag nicht um die Jungfrauengeburt Mariens. Hinter dem Begriff der Unbefleckten Empfängnis steckt die Überzeugung, dass Maria frei von der sogenannten Erbsünde ist. Darin drückt sich eine besonders große Nähe Marias zu Gott aus.
Der zweite Advent
Der zweite Adventssonntag rückt das Warten in den Mittelpunkt. Der Introitus an diesem Tag lautet: "Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes" – "Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker". Das Evangelium erzählt vom Auftreten des Täufers (Mk 1,1-8).
13. Dezember: Lucia
Am 13. Dezember erinnert die Kirche an die nächste Heilige: Lucia. Ihre Geschichte: Sie verließ ihren Verlobten, um ihr Leben Jesus zu widmen. Ihre Aussteuer schenkte sie den Armen. Ihr Verlobter verriet Lucia, sodass auch sie im Jahr 304 oder 310 den Märtyrertod starb. Der Legende nach soll sie zuvor verfolgten Christen in ihren dunklen Verstecken geholfen haben, indem sie sie mit Nahrung versorgte. Um beide Hände frei zu haben, trug Lucia einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf. In Schweden gehen die Menschen am Lucia-Fest einem Brauchtum nach, bei dem die älteste Tochter ebenso einen Kerzenkranz trägt und ihre schlafende Familie mit dem ersten Weihnachtsgebäck weckt.
Der dritte Advent
Der dritte Adventssonntag hat einen besonderen Namen: "Gaudete" –"Freut Euch!" Unter diesem Leitwort steht dieser Sonntag, wie der Eingangsgesang, ein Vers aus dem Philipperbrief, zeigt: "Gaudete in Domino semper!" – " Freut euch im Herrn allezeit!" Statt Violett, wie zu den anderen Adventssonntagen, ist die liturgische Farbe Rosa vorgesehen. Quasi als "helleres Violett" soll sie die Freude zeigen, denn die Ankunft des Herrn ist nah. Der dritte Advent rückt das Zeugnis des Täufers in das Zentrum (Joh 1,6-8.19-28).
Der vierte Advent
"Rorate" nennt sich der vierte Adventssonntag und beginnt mit dem Introitus "Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem."– "Tauet, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor." Die Ankunft des Herrn ist in greifbarer Nähe. Lukas nimmt im Evangelium die Ankündigung der Geburt Jesu in den Blick (Lk 1,26-38).
24. Dezember: Heiligabend
Mit dem Vorabend zu Weihnachten, dem Heiligen Abend, findet der Advent ein Ende. Die Weihnachtszeit beginnt. Abends besuchen Katholiken die Christmette, in der das Evangelium die Weihnachtsgeschichte aus Mt 1,1-25 erzählt. In den Häusern erinnern Krippen an die Geburt Jesu.
25. Dezember: Der erste Weihnachtstag
Am 25. Dezember feiern Christen die Geburt Christi. Das Datum für dieses Hochfest der Kirche wurde im dritten Jahrhundert festgelegt. Christen feiern, dass Gott als Mensch auf die Erde gekommen ist. Das Hauptfest wird auf die Woche nach Weihnachten als sogenannte Weihnachtsoktav verlängert.
26. Dezember: Stephanustag
Der 26. Dezember ist nicht nur der zweite Weihnachtstag; die Kirche gedenkt auch des heiligen Stephanus. Er wurde etwa im Jahr 40 wegen seines Glaubens getötet und gilt daher als der erste Märtyrer. Der Diakon fiel der Behauptung zum Opfer, er habe sich der Gotteslästerung schuldig gemacht. Er wurde verurteilt und zu Tode gesteinigt. Die terminliche Nähe zum Weihnachtsfest soll zeigen, dass trotz der Freude über Jesu Geburt auch an das Kreuz und die Bedrohung gedacht werden muss.
27. Dezember: Evangelist Johannes
Dem Evangelisten Johannes ist der 27. Dezember gewidmet. Sein Evangelium gilt als das rätselhafteste, da sich viele Erzählungen von den entsprechenden Stellen bei den drei anderen Evangelisten unterscheiden. Entstanden sein soll es gegen 80 bis 100 nach Christus. Es ist überliefert, dass der Evangelist Johannes identisch mit dem Apostel Johannes ist.
28. Dezember: Fest der unschuldigen Kinder
Dieses Fest geht aus einer grausamen Erzählung des Matthäusevangeliums hervor (2,13-18): König Herodes erfährt von Jesu Geburt und schickt Sterndeuter raus, die nach ihm suchen sollen. Die Sterndeuter kehren nicht zurück, was Herodes so erzürnt, dass er aus Angst um seinen Thron alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem und der Umgebung töten lässt. Josef konnte nach der Warnung eines Engels mit Maria und Jesus rechtzeitig nach Ägypten fliehen.
31. Dezember: Fest der Heiligen Familie
Am Sonntag der Weihnachtsoktav – also zwischen dem 26. und 31. Dezember – feiern Christen das Fest der Heiligen Familie. Es soll daran erinnern, dass auch Maria, Josef und Jesus gesellschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt waren – wie die Flucht nach Ägypten zeigt. Das kann heute als Vorbild für einen guten Umgang untereinander gelten. In diesem Jahr wird die Heilige Familie am 29. Dezember gefeiert. Fällt kein Sonntag in die Weihnachtsoktav, ist das Fest auf den 30. Dezember terminiert. Es kann den Stephanustag und das Fest der unschuldigen Kinder verdrängen, wenn der Sonntag auf den 26. oder 28. Dezember fällt.
Entfällt: 31. Dezember: Silvester
Am 31. Dezember endet nicht nur das Kalenderjahr, die Kirche gedenkt auch des heiligen Papstes Silvester I. (285-335), nach dem der Tag zur Jahreswende benannt ist.Das Fest entfällt in diesem Jahr, weil stattdessen die Heilige Familie gefeiert wird. Legenden erzählen von der Standhaftigkeit des Papstes während der Zeit der Christenverfolgungen.
1. Januar: Hochfest der Gottesmutter Maria
Das neue Kalenderjahr feiern die Menschen weltweit am 1. Januar. Für Christen ist es der Oktavtag, also der achte Tag nach Weihnachten. Mit dem Gedenktag der Gottesmutter steht ein wichtiges Marienhochfest an. Zugleich ist der erste Tag des Jahres immer der Weltfriedentag.
6. Januar: "Dreikönigsfest"
Das Hochfest "Erscheinung des Herrn", oft Dreikönigsfest genannt, wird am 6. Januar gefeiert. Der Feiertag stellt heraus, dass Gott in Christus Mensch geworden ist und zu allen Menschen gesandt ist. Er erinnert an die Heiligen Drei Könige, die Jesus an der Krippe besuchen, um ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe zu bringen
Ende der Weihnachtszeit
Die Weihnachtszeit endet am Sonntag nach dem 6. Januar, der "Taufe des Herrn". Der Sonntag kann auf einen Tag zwischen dem 7. und 13. Januar fallen – 2024 auf den 7. Januar. Früher dauerte die Weihnachtszeit länger: bis zum Fest "Darstellung des Herrn" ("Mariä Lichtmess") am 2. Februar.
VonMelanie Düßel
Hinweis
Der Text wurde erstmals 2019 veröffentlicht und 2023 aktualisiert.